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Kuba Rundreise – ¡Hasta siempre, Comandante!

Ich weiß nicht, wie die Idee so plötzlich und dringlich aufkam – vielleicht nachdem ich Dirty Dancing 2 gesehen hatte (so schlecht ist der Film gar nicht!) oder nachdem ich meine Buena Vista Social Club-CD nochmal herausgekramt hatte – aber das nächste Reiseziel stand schnell fest. Rum, Zigarren, Salsa, Lebensfreude, der Malecón, Che Guevara, Revolución, Buena Vista Social Club, Havanna…Kuba! Und so stand ich Ende Januar 2012 am Flughafen von Varadero, startklar für eine 2,5-wöchige Rundreise durch dieses faszinierende Land.

Die Route

Ich hatte grob geplant, die ersten Tage in Varadero am Strand zu verbringen, dann nach Havanna weiterzureisen, nach Viñales und nach Trinidad und von dort den Schlenker zurück nach Varadero zu machen, von wo ich wieder nach Hause fliegen sollte. Hinzu kommen sollten noch einige Abstecher in Form von Tagesausflügen, zum Beispiel nach Cayo Levisa.

Die Unterkünfte: Casa Particulares

Während der Reise wollte ich in “Casa Particulares” übernachten. Das ist eine Art privater Homestay, d.h. man übernachtet bei Einheimischen, die in ihrem Zuhause ein Gästezimmer für Reisende vermieten. Ein Haus, welches eine solche Unterkunft anbietet, ist mit einem blauen Zeichen versehen. An und für sich kann man an entsprechenden Häusern einfach anklopfen und fragen, ob das Zimmer frei ist. Viele Casas findet man aber auch im Internet über entsprechende Websites (einfach “Casa Particular Kuba” googeln). Wenn man sich dafür entschieden hat, in einer Casa zu nächtigen, werden durch den Casa-Besitzer die Passnummer, der Name, das Herkunftsland usw. in ein Büchlein eingetragen, welches die Kubaner meiner Erfahrung nach auch alle akribisch geführt haben.

Obwohl meine Freunde und meine Familie zunächst nicht ganz von meinem Vorhaben, bei “fremden Leuten zuhause” zu übernachten, überzeugt waren, so waren es nicht zuletzt die Casas und ihre herzlichen und gastfreundlichen Besitzer, welche meine Kubareise zu einem solch’ tollen Erlebnis gemacht haben. Auch die Preise sprechen ganz klar für eine Casa als Unterkunft. Ich habe nie viel mehr als 35 Euro pro Nacht bezahlt. Auch kann man in den Casas oft für kleines Geld (Frühstück etwa 5 Euro, Abendessen etwa 7 Euro) essen. Ach, was erzähle ich?! Ich bin bekocht worden, wie eine Königin und konnte beim Essen nicht selten auch eine nette kubanische Gesellschaft genießen und – mit Händen und Füßen vermittelt – viele Insider-Tipps und Hintergrundwissen zum Leben auf Kuba erfahren. Ehrlich, wer sich auf Kuba in ein Hotel einmietet, hat das Beste verpasst!

Der Start in Varadero

Da ich spät abends in Varadero landete, gönnte ich mir ein Taxi zu meiner ersten Casa, die ich vorher im Internet gebucht hatte. Die Casa Papo’s House lag an der Calle 55, nur 2 Gehminuten vom Strand entfernt. Mein Zimmer war hübsch eingerichtet, hatte einen Kühlschrank und ein eigenes Bad. Jamila, meine Gastgeberin, war unglaublich nett und hat mich an meinem ersten Morgen (und auch an den drei weiteren, die ich noch dort verbrachte) mit einem fantastischen Frühstück verwöhnt. Obst, frisch gepresste Säfte, Sandwiches, Kaffee, Omelettes, Pfannkuchen…alles, was das Herz begehrt.

Ich verbrachte insgesamt drei Tage in Varadero. Das Wetter war sonnig, am Strand jedoch gelegentlich auch sehr windig. Da Jamila ein Coco-Taxi fuhr – kugelige, gelb-grüne Taxis, ähnlich einem Tuk-Tuk – fuhr sie mich an einem Tag damit durch die Gegend, zeigte mir unter anderem das Ferienhaus von Al Capone und einen Markt.

Ein paar Schnappschüsse aus Varadero

Varadero, Kuba
Varadero, Kuba
Varadero, Kuba
Varadero, Kuba

An einem anderen Tag fuhr ich mit dem Hop-on-Hop-off Bus durch das langgezogene Varadero, da es die günstigste Möglichkeit war, den ganzen Landstreifen einmal abzufahren. Gelohnt hat sich das nicht, da der Bus letztendlich nur von Hotel zu Hotel fuhr und es nicht viel zu sehen gab.

Insgesamt fand ich Varadero wenig spektakulär. Sicherlich gibt es ein paar schöne Strände, die aber zu einem Großteil zu den All-Inclusive-Hotelbunkern gehören, die auf Varadero zu finden sind und die mich persönlich immer abschrecken. Eine Casa-Besitzerin erzählte mir später zudem, dass Varadero für Kubaner zu früheren Zeiten nur zum Arbeiten zugänglich und ansonsten ausschließlich für Touristen bestimmt war. Dies erklärte möglicherweise, warum auch heute verhältnismäßig wenige Kubaner auf Varadero zu leben scheinen. Auch diese Vorstellung gefiel mir gar nicht. Ich wollte das wahre Kuba sehen! Und so war ich auch zufrieden, als ich nach drei Tagen von Varadero mit dem Bus in Richtung Havanna aufbrach. Denn da ging das Abenteuer Kuba tatsächlich direkt los!

Havanna

Auch in Havanna hatte ich mir über das Internet im Vorfeld eine Casa gebucht, die im Stadtteil Vedado, ganz in der Nähe des Hotel Nacional, lag. Ich ließ mich von einem Taxi sicher zur Casa kutschieren und dann stand ich da, in der prallen Mittagssonne, klingelte und klingelte, aber niemand machte mir die Türe auf. Ich war schon leicht der Verzweiflung nahe, als eine Frau aus dem Nachbarhaus auf mich zukam und fragte, ob ich zu Elena wolle. Wollte ich. Und so rief sie “Elena! Elena!” die Hauswand hoch, woraufhin ein rundliches Gesicht über den Balkon hinweg lugte, welches mir keine Minute später auch endlich die Tür öffnete. Elena entschuldigte sich, dass ich warten musste und klärte mich darüber auf, dass seit gestern der Strom im ganzen Viertel ausgefallen sei, das komme schonmal vor. Insofern auch keine Klingel. Aber auch kein Licht und kein fließend Wasser. Und zwar noch bis zum nächsten Mittag. Mit vereinten Kräften schleppten wir schließlich meinen Koffer einige Stockwerke durch den stockdunklen Flur nach oben (ohne Strom auch kein Aufzug, klar!). Endlich! Ich war im Abenteuer Kuba angekommen!

Plaza de la Revolución. Hasta la victoria siempre.

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Kubanische Gelassenheit? Kleines Nickerchen bei der Guardia Operativa.

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Eines der tollsten Dinge, die ich in Havanna (nicht nur einmal) gemacht habe, war ein Spaziergang auf dem Malecón, die wohl berühmteste Straße in Havanna, an der sich bei windigem Wetter die Meereswellen brechen und es für Fußgänger auch schonmal die ein oder andere unfreiwillige Meeresdusche gibt.

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Abends habe ich gerne am Hotel Nacional gesessen, wo es eine Terrasse mit Blick auf den Malecón, kubanische Live-Musik und einen fantastischen Mojito gab.

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Havanna war wirklich eine tolle Erfahrung, wenn es auch teilweise erschreckend war, wie heruntergekommen die Stadt in großen Teilen aussah und wie viel Armut hier auch herrscht. Und trotz einiger dunkler Viertel habe ich mich in Havanna nicht unwohl gefühlt und mich auch ohne Begleitung (als alleinreisende Frau) frei bewegen können. Auch in der Casa habe ich wieder gute Erfahrungen gemacht. Wie ein Zeitsprung in die Vergangenheit fühlte sich der Versuch an, dort ins Internet zu gehen. Ich habe für eine kurze Mail nach Hause über eine Stunde gebraucht. Langsam über’s Modem einwählen, gelegentlich mal rausgeworfen werden, 10 Minuten für das Öffnen einer Website brauchen und wenn gesurft wird, kann nicht gleichzeitig telefoniert werden. Ums kurz zu machen: es war der erste und letzte Versuch für mich, in Kuba das Internet zu benutzen! Im Übrigen gar keine so schlechte Erfahrung einfach mal nicht “on” zu sein.

Mein Kuba-Highlight: Viñales

Nach drei Tagen Havanna ging es mit dem Bus weiter nach Viñales. Nie hätte ich vorher angenommen, dass ausgerechnet Viñales, das kleine Dörfchen inmitten von Tabakfeldern, ohne Strand oder besondere Sehenswürdigkeiten, zum Highlight meiner Kubareise wird. Aber das war es. Oh, was habe ich mich in Viñales verliebt, wo Jeder jeden kennt, wo man sich stets freundlich grüßt und jedes Haus eine Veranda mit Schaukelstuhl hat.

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Damit ich mir die Tabakfelder und die Umgebung mit ihren kegelförmigen Hügeln ansehen konnte, organisierten meine Gastgeber mir einen Ausritt. Und so wurde ich eines Morgens von einem ziemlich klapprigen Pferd und einem umso weniger klapprigen Kubaner, Raydel, abgeholt. Liebe Mädels, wenn ihr eine Selbstwertdusche braucht, umgebt euch mit einem Latino! Da wird auch nach Stunden noch nicht an Komplimenten gespart. 😀 Abgesehen von Komplimenten wurde ich aber auch mit einer wunderbar idyllischen Landschaft, vielen Infos zum Tabakanbau und dem Arbeiten auf den Tabakfeldern,  meiner ersten kubanischen Zigarre und einem Glas Rum verwöhnt.

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Ein Inseltraum – Tagesausflug nach Cayo Levisa

Cayo Levisa bietet sich hier optimal für einen Tagesausflug an.  Ein Traum von einer Insel, etwa eine Stunde Bus- und eine kleine Bootsfahrt von Viñales entfernt. Ein Tag zum Seele baumeln lassen an einsamen Traumstränden…

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Salsa tanzen in Trinidad

Nach ein paar Tagen in Viñales bin ich dann zu meiner nächsten Station aufgebrochen. Trinidad. Eine ziemlich weite Busreise von etwa 12 Stunden verging durch nette Bekanntschaften mit anderen Reisenden und vielen Eindrücken vom Land wie im Fluge. Ich glaube, ich werde nie vergessen, wie der Bus irgendwann mitten in der Wallachei anhielt, die Busfahrer ohne Kommentar ausstiegen und einfach in einem Haus verschwanden. Weit und breit das Einzige, was zu sehen war. Im Bus waren alle einfach nur irritiert. Eine weitere Pause war nicht eingeplant gewesen. Erst nach etwa 20 Minuten des Rätselratens kehrten unsere Fahrer – voll bepackt mit Essen für die Weiterreise und kommentarlos – gemächlich zum Bus zurück. Wahrscheinlich ein kurzer Besuch bei Familie oder Freunden. Hier ticken die Uhren eben langsamer und die Gemüter anders. Irgendwie sympathisch. Das sahen zum Glück auch die anderen Reisenden so und alle waren am Ende köstlich amüsiert über diesen kleinen “Zwischenfall”.

Bereits im Vorfeld hatten meine Gastgeber in Viñales für mich eine Unterkunft in Trinidad organisiert (“Trinidad? Da kennen wir wen!”). Wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da Trinidad von Casas nur so wimmelte. Aber so wurde ich immerhin von meinen Gastgebern am Bus freundlich in Empfang genommen und zur Unterkunft geführt, die etwas abseits des touristischen Zentrums lag. Es war definitiv die einfachste Unterkunft, die ich auf Kuba hatte, aber hinsichtlich des Kontakts mit meinen Gastgebern und dem Einblick in den kubanischen Alltag doch die Wertvollste. So wurde ich von meinen Gastgebern spontan zum Familienmitglied erklärt. Abends wurde ich zum Haus der Oma mitgenommen, wo für mich ganz köstlich gekocht wurde. Ich durfte auch mit einkaufen gehen, wofür ich sehr dankbar war. Die ganze Zeit hatte ich mich nämlich schon gefragt, wo zum Teufel die Kubaner ihre Lebensmittel herbekommen, denn Supermärkte gab es so gut wie gar nicht. Nur hier und da mal ein kleiner Laden mit Keksen und Rum für die Touristen. Und so ging ich abends mit meiner Gastgeberin in eine kleine Seitenstraße, wo wir von Tür zu Tür tingelten. Hinter der einen Tür wurden Bananen verkauft, im nächsten Hauseingang gab es Orangen, am nächsten Äpfel usw. Ob das der offizielle Weg war, weiß ich bis heute nicht sicher zu beurteilen. Spannend war es aber allemal!

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Ein Tag am karibischen Meer der Playa Ancón.

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Ein Ausritt in die ländliche Umgebung Trinidads, den ich nur empfehlen kann!

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IMG_2453-1IMG_2443Lebensmittel-Shopping in Trinidad.

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The man with the hen. Ich glaube, jeder, der in Trinidad war, hat ein Foto von oder mit diesem Mann. He’s legend(ary)!

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Der Schulbus.

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Da Trinidad nicht ganz unbekannt für seine Salsa-Szene ist, habe ich selbstverständlich einen Abend bei Live-Musik in der Casa de la Musica das Tanzbein geschwungen. Tolle Musik und eine entspannte Atmosphäre.

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Goodbyes und ein kleines Fazit

Aber auch die schönste Reise geht mal zu Ende. Nach ein paar Tagen in Trinidad fuhr ich mit Viazul zurück nach Varadero, von wo ich drei Tage später zurück in die Heimat flog.

IMG_2619 - KopieVon einem Ort zum anderen bin ich übrigens jeweils mit dem Viazul-Bus gefahren, den ich nur empfehlen kann. Sehr günstige, unkomplizierte und zuverlässige Fahrten durch ganz Kuba.

An Kuba sind mir viele lebhafte Erinnerungen geblieben. Was für ein schönes Land und welch’ Lebensfreude und Gastfreundschaft der Kubaner…einfach unvergesslich! Was soll ich sagen? Du hast mich fasziniert… Ay mi Cuba.

“Niemals habe ich so viel gedacht, niemals so richtig gelebt, nie bin ich so ich selbst gewesen wie auf Reisen.”

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