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Tirol at its Best – Wanderung von Obergurgl zur Hohen Mut Alm (2670 m)

Wo soll man hier nur anfangen? Bei dem wunderschön ruhigen Zirbenwald, bei den unendlich weiten, saftig-grünen Bergwiesen oder den bunten Blumen darauf? Bei den Pfiffen der Murmeltiere, bei den blendend-weißen Gletschern, der wohlverdienten zünftigen Mahlzeit auf der Alm oder bei dem Offensichtlichen: den unschlagbaren Ausblicken über die Tiroler Berge? Entscheidet selbst!

Der Start – die Wanderung durch den Zirbenwald

Meine Wanderung starte ich am frühen Vormittag in Obergurgl. Die erste kleine Hürde: den richtigen Weg finden. Es gibt zwar ein Schild, auf dem die Hohe Mut Alm angeschlagen steht, aber das scheint mir der direkte Weg nach oben zu sein. Den möchte ich nicht gehen, da er mir zu kurz und die serpentinenartige Straße nicht allzu einladend erscheint. Also entscheide ich mich kurzerhand dafür, den Umweg durch den Zirbenwald zu nehmen und hoffe, unterwegs auf einen Wegweiser Richtung Hohe Mut Alm zu stoßen. Die Richtung kenne ich im Prinzip ja: nach oben. Ganz nach oben.

Das Wetter ist bombastisch! Es ist kühl, die Sonne scheint und es ist kaum ein Wölkchen am Himmel. Perfekt zum Wandern! Erstes Etappenziel auf dem Weg soll David’s Hütte sein, die unweit vom Obergurgler Zentrum liegen soll. Und tatsächlich: ich bemerke sie erst, als ich schon vorbei bin – nach nur etwa 10 Gehminuten. Ich muss also wieder ein paar Meter zurückgehen, um mir dort einen Stempel für meinen Wanderpass zu holen (die silberne Wandernadel will diesen Urlaub ja noch geschafft werden!). Bei der Gelegenheit frage ich den Wirt nach einem Tipp bezüglich des besten Weges zur Hohen Mut. Er empfiehlt mir, durch den Zirbenwald, über die Schönwieshütte in Richtung Hohe Mut zu wandern. Wie lange ich da wohl bis oben brauchen würde, frage ich ihn. Etwa drei Stunden? Er guckt frech über die Theke, mustert mich und sagt dann grinsend: “Zweieinhalb Stunden.” Ob das jetzt ein Kompliment war oder nicht, ich bin mir nicht so sicher.

Start des Wanderwegs in Obergurgl

Schon nach der ersten Viertelstunde Wandern bin ich dem Wirt für seine Empfehlung dankbar. Der Weg durch den Zirbenwald ist wunderschön und macht echt Spaß. Ich gehe einen kleinen Pfad entlang, über Wurzeln und Steine. Der “Wald” ist nicht sehr dicht, so dass die Sonne ohne Probleme durch die Bäume lugt und sich auch schon nach wenigen Minuten die ersten schönen Aussichten zeigen, so dass ich mich irgendwann selbst ermahnen muss, weiterzugehen und nicht alle drei Schritte für ein Foto anzuhalten.

Bergpanorama Obergurgl

Blume vor Bergpanorama in Obergurgl

Bergpanorama Obergurgl

Zirbenwald Obergurgl

Zirbenwald Obergurgl

Zirbenwald Obergurgl

Weiter geht’s Richtung Schönwieshütte

Nach dem Zirbenwald geht es zunächst über weite Wiesen Richtung Rotmooser Wasserfall und dann weiter zur Schönwieshütte (2262 m), die jedoch wegen Umbauarbeiten diesen Sommer geschlossen bleibt.  Auch hier stelle ich fest, dass der Weg total schön ist. Ich mache unterwegs mehrfach ein paar Minuten Rast, setze mich auf einen Stein und genieße einfach die Aussicht.

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Zwischenetappe: Die (geschlossene) Schönwieshütte

Nach etwa einer Stunde erreiche ich die Schönwieshütte. Bis dahin waren Anstieg und Weg recht leicht. Ich freue mich, als ich den steileren Weg um den Berg herum erblicke, der mich wahrscheinlich zur Hohen Mut bringen wird. Da werden noch ein paar Höhenmeter hinzukommen und, obwohl ich das früher mal so verabscheut habe, freue ich mich nun sogar auf diese Anstrengung. Denn Anstrengung wird in den Bergen eben meist auch mit tollen Aussichten belohnt. Sicherheitshalber – da auch hier, wie insgesamt auf dem Weg, an Wegweisern gespart wurde – frage ich ein älteres Paar auf einer Bank, ob es dort wohl zur Hohen Mut geht. “Aber freilich. Immer dem Ziegenweg entlang.” Mach ich!

Ich bin übrigens gespannt, wie die neue Schönwieshütte am Ende aussehen wird. Den künstlich angelegten See vor der Hütte empfinde ich in dieser Umgebung eher befremdlich unnatürlich, als ich daran vorbeigehe.

Blick Richtung Schönwieshütte

Der letzte Anstieg zur Hohen Mut Alm

Auf geht’s nun also, den “Ziegenweg” entlang bis zur Hohen Mut.

Wegweiser auf dem Weg zur Hohe Mut Alm

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Und tatsächlich führt der Weg hoch hinaus. Dennoch: die erklommenen Höhenmeter fallen mir und meinen Beinen kaum auf. Zu vielfältig, zu schön die Umgebung. So mache ich ganz automatisch regelmäßig kleine Pausen um zu staunen und zu fotografieren. Und plötzlich – ganz mir nichts dir nichts – taucht sie auch schon über mir auf. Die Hohe Mut Alm. Ich schaue auf die Uhr. Ich bin noch keine zwei Stunden unterwegs. “The Mountainrunner” wird meine väterliche Begleitung mich gleich wieder nennen, wenn wir uns auf der Alm treffen. Sei es drum.

Hohe Mut Alm

Schafe in den Bergen auf dem Weg zur Hohe Mut Alm

Die Hohe Mut Alm – ein bester Ausblick jagt den nächsten

Ziemlich begeistert von dem schönen zurückgelegten Weg und daher äußerst gut gelaunt, trudele ich nach guten zwei Stunden Wanderung auf der Hohen Mut (2670 m) ein. Die Alm ist gut besucht, insbesondere auch von Familien mit Kindern, was wohl nicht zuletzt an der Bergbahn liegt, die sich vom Tal aus bequem bis zur Hohen Mut Alm nehmen lässt. Außerdem ist heute wirklich 1a-Bergwetter: weiterhin strahlend blauer Himmel und klare Sicht. Wie immer auf einer solchen Höhe ist die Luft kühl und frisch, was sich in der prallen Sonne heute wunderbar aushalten und genießen lässt. Ich lasse mich auf der großzügigen Sonnenterrasse nieder, wo der beste Platz bereits auf mich wartet und bestelle – gemäß meiner neuen Tradition – ein großes Skiwasser. Und heute auch endlich mal einen Kaiserschmarrn! So gut!

Hohe Mut Alm

Hohe Mut Alm Sonnenterrasse

Kaiserschmarrn auf der Hohe Mut Alm

Die Alm ist insgesamt recht groß. Die Sonnenterrasse belohnt mit einem tollen Panoramablick, auch auf die Gletscher, soweit sie noch vorhanden sind. Auch innen macht die Alm einiges her. Sehr gepflegt und gemütlich.

Warum es sich aber wohl am meisten lohnt, die Hohe Mut zu besuchen, bedarf bei den folgenden Bildern wohl kaum einer weiteren Erklärung. Was für eine Lage!

Bergpanorama Hohe Mut Alm

Steine vor Bergpanorama an der Hohe Mut Alm

Blick ins Tal nach Obergurgl

Mit der Bergbahn zurück ins Tal

Ich hätte noch Stunden einfach im Gras hocken und die Aussicht genießen können. Aber irgendwann muss ich wieder ins Tal zurück. Der Abstieg von der Bielefelder Hütte vor einigen Tagen sitzt mir noch zu sehr in den Knochen, als dass ich auch diesen Abstieg heute zu Fuß machen möchte. Und so geht es für neun Euro mit der Gondel bergab. Während ich den Berg hinab rattere, sauge ich die letzten schönen Panoramablicke auf und freue mich darauf – wenn es auch ein wenig kitschig ist – mir gleich im Tal die silberne Wandernadel abzuholen! Außerdem nehme ich mir eins vor: nächstes Jahr erklimme ich von Obergurgl aus das Ramolhaus auf 3006 Metern!

Gondel nach Obergurgl

“Des Wanderns Lust ist, dass man die Zwecklosigkeit genießt. Genüge im eigenen Selbst zu finden, das ist des Wanderns höchste Stufe.” (Lieh Tse)

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