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Puerto Varas – Ein Hauch von Deutschland in Chile

Das beschauliche Städtchen Puerto Varas, im Seengebiet Chiles und etwa 20 Kilometer nördlich von Puerto Montt sowie am Südende des Sees Llanquihue gelegen, ist nicht allein wegen seiner fantastischen Ausblicke auf den Vulkan Osorno so beliebt. Es ist es auch ein optimaler Ausgangspunkt für Besuche des nahegelegenen Nationalparks Vicente Pérez Rosales, ein guter Startpunkt für Erkundungstouren rund um den See Llanquihue und zudem beliebt für Outdooraktivitäten von Vulkanbesteigungen bis hin zu Wassersport. Eine Besonderheit der Region sind die noch heute spür- und sichtbaren Einflüsse deutscher Einwanderer, die Mitte des 19. Jahrhunderts die Region rund um den See Llanquihue besiedelten und die dort gelegenen Städte, darunter 1854 auch Puerto Varas, gründeten.

Da ich die Vorstellung irgendwie verrückt fand, einen Hauch von Heimat in Südamerika wiederzufinden, habe ich mich auf meinen Besuch in Puerto Varas sehr gefreut. Und tatsächlich kamen bei angeschlagenen Wörtern wie “Strudel”, “Kuchen” oder “Hostal Tante Puppe” ein paar heimatliche Gefühle auf.

Dennoch mag ich ehrlich sein: Puerto Varas hatte es nicht leicht bei mir zu landen. Bei meiner Ankunft war ich bereits mit vielen einzigartigen und außergewöhnlichen Eindrücken aus der Atacama Wüste sowie aus einer viertägigen Tour durch Bolivien angereichert und mein Sinn nach Abenteuer und noch mehr neuen Eindrücken war für den Moment schon recht gut gesättigt. Das Wetter zeigte sich darüber hinaus nicht gerade von seiner besten Seite – es war frisch, diesig und regnerisch. Der Vulkan Osorno, der bei schönem Wetter mit seiner schneebedeckten Spitze stolz über dem See Llanquihue thront, war durch das bescheidene Wetter zeitweise kaum oder gar nicht sichtbar und von den zahlreichen Touristen, die durch das kleine Örtchen strömten,  fühlte ich mich regelrecht überrannt.

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Immerhin klarte der Himmel nach ein paar Schlechtwettertagen doch noch auf und Puerto Varas präsentierte sich in seiner ganzen Pracht: ein glitzernder See, der wuchtige Osorno und pralle, bunte Blüten am Wegesrand.

Der Ortskern

Das Zentrum von Puerto Varas ist überschaubar und beschränkt sich auf nur wenige Straßen. In diesen findet man eine erstaunlich hohe Anzahl kleiner Cafés mit nicht selten recht deutsch klingenden Namen wie “Kunstmann” sowie mit “Kuchen” im Angebot. Es gibt ein paar billige Souvenir- und Bekleidungsläden, zwischendrin einige teure Läden für Outdoorausrüstung, einige Marktstände unter zwei großen Zelten, eine Seepromenade, die von bunten Imbisswagen geziert wird und einen Hauptplatz, auf dem es gelegentlich Live-Musik gibt und der zumeist ganz gut besucht ist. Über allem scheint die alte Kirche mit ihren roten Turmspitzen zu wachen.

Puerto Varas, Chile

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Insbesondere die Promenade am See war bei schönem Wetter gut besucht. Mir persönlich war es zu geschäftig. Es hatte etwas von einem ganz klassischen Urlaubsort irgendwo in der Welt. Besser gefallen hat es mir, in die entgegengesetzte Richtung – weg vom Ufer und in die Wohngebiete hinein – zu  spazieren. Hier ging es deutlich ruhiger  zu. Von Touristenmassen keine Spur. Die Optik der Häuser mit ihren fast schuppenartig wirkenden Holzfassaden und den gepflegten Gärten gefiel mir, ebenso wie die überall blühenden, bunten Hortensien. Eine insgesamt freundliche und friedliche Atmosphäre.

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Ausflugsziele

Um Puerto Varas als Basis für Ausflüge (auf eigene Faust) bestmöglich zu nutzen, empfiehlt sich das Anmieten eines Autos.

Vulkan Osorno

Wer den Osorno nicht bei einer geführten Tour zu Fuß erklimmen möchte, kann ihn auch bequem mit dem Auto emporfahren. Es empfiehlt sich, dies bei gutem und klarem Wetter zu machen, damit ein wenig mehr von der Umgebung zu sehen ist als nur eine dichte Wolke.

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Nationalpark Vicente Pérez Rosales

Etwa 60 Kilometer von Puerto Varas entfernt liegt dieser Nationalpark, der sich bis hin zur argentinischen Grenze erstreckt. Geführte Ausflüge reichen von einstündig bis hin zu mehrtägig und können beispielsweise direkt in den Reisebüros von Puerto Varas gebucht werden.

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Umrundung des Sees Llanquihue

Hier ist es fast unumgänglich ein Auto zu haben. Neben kleinen Ortschaften passiert man hügelige, saftig-grüne Wiesen, auf denen Kühe genüsslich grasen sowie zahlreiche Aussichtspunkte mit den besten Blicken über den See.

See Llanquihue

Seenregion Chile

Laguna Verde

Eine grünlich schillernde Lagune, die sich als kurzer Stopp – vielleicht für ein Picknick – bei einer Seeumrundung einplanen lässt.

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Kurzwanderweg “El Solitario”

Ich dachte, dieser kleine Wanderweg, den ich auf einer Karte entdeckte, wäre eine gute Alternative zur anstrengenden Vulkanbesteigung, zumal für Letzteres das Wetter nicht besonders gut war. Um es kurz zu machen: es war keine Alternative! Es war nicht nur anstrengend über den sandigen Boden zu stapfen, auch gab es außer viel Gestrüpp schlichtweg nichts zu sehen. Den Weg kann man sich getrost sparen!

Museo Antonio Felmer

Nur eine etwa 15-minütige Fahrt vom Ortskern in Puerto Varas entfernt liegt dieses liebevoll eingerichtete Museum im Ortsteil Nueva Braunau. Hier erfährt man über zwei Etagen alles Wissenswerte über die deutschen Einwanderer im Llanquihue-Gebiet und erhält von den netten Damen, die das Museum betreuen, sogar eine persönliche Rundführung mit Vorführungen von historischen Werkzeugen, Küchenutensilien oder der damaligen “Unterhaltungselektronik” – einfach nach einer Hörprobe fragen. Zum Schluss des Besuchs im Museum empfiehlt es sich, eine Tasse guten Kaffees und ein Stück Kuchen auf dem sonnigen und geräumigen Balkon mit Blick in die friedliche, ländliche Kulisse zu genießen.

Museo Antonio Felmer

Museo Antonio Felmer

Museo Antonio Felmer

Ein ganz besonderer Tipp zum Schluss: Die Casa Fischer

Zuviel Zeit habe ich meinem persönlichen Empfinden nach in Puerto Varas eingeplant, insgesamt sechs Tage. Da mein Anschlussflug aber in Puerto Montt losging, war ich nicht flexibel genug, den Ort früher zu verlassen. Über die Tage gerettet hat mich meine Unterkunft, mit Abstand die Beste, die ich in Chile überhaupt hatte! Die Casa Fischer – ein kleines, liebevoll gestaltetes Juwel inmitten von Puerto Varas.  Die Gastgeber Malva und Alex tun wirklich alles ihnen mögliche, um ihren Gästen einen wunderbaren Aufenthalt zu ermöglichen – von Organisationen von Ausflügen über ein fantastisches Frühstück mit selbstgebackenem Brot bis hin zu einem Tee “der sogar Tote wieder zum Leben erweckt”, wie Alex es sagte, als ich mir den Magen verstimmt hatte. Mehr eine “Familie auf Zeit” als eine normale Unterkunft. Ich war begeistert!
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